Die Gegner des revidierten CO2-Gesetzes* argumentieren zur Zeit mit horrenden Kosten von 1’000 CHF die das revidierte CO2-Gesetz eine vierköpfige Familie jährlich kosten soll. Was ist dran, an dieser Zahl?
Die Befürworter des Gesetzes argumentieren, bei der Berechnung hätten die Gegner nicht die durchschnittliche Familie zugrunde gelegt, sondern eine, die eher die Ausnahme darstellt, weil sie viel Auto fahre, viel fliege und viel mit Erdöl heize. Anschliessend habe man dies dann zum Durchschnitt erklärt. Vor allem aber hätten die Gegner die Rückerstattung der Abgaben an die Bevölkerung (via Krankenkassen) schlicht unterschlagen. Es sei unlauter, nur die Kosten zu berechnen, nicht aber, was man zurück erhält.
Wir haben online versucht, herauszufinden, wie genau der Betrag berechnet wurde, aber leider keine Antwort bekommen.
Stattdessen hat das Bundesamt für Umwelt detaillierte Berechnungen veröffentlicht, wonach auf eine «eine typische vierköpfige Familie Ende der 2020er Jahre Zusatzkosten von rund 100 Franken pro Jahr zukommen können». Diese Familie heizt mit Öl, besitzt ein Benzin- oder Dieselauto und macht einmal pro Jahr mit dem Flugzeug Ferien in Europa.
Der genannte Betrag beruht in Bezug auf den Heizölverbrauch, das Flugverhalten und den Benzinverbrauch auf aktuellen Durchschnittswerten. Nur so erhält man ein repräsentatives Bild. Weiter ist zu berücksichtigen, dass der genannte Betrag erst gegen Ende der 2020er Jahre anfallen wird, da erst dann mit einer maximalen CO2-Abgabe gerechnet werden kann. Bis dahin ist eine allfällige Belastung tiefer.
«Wählt die Familie bis dahin ein Elektroauto, reist sie nicht per Flugzeug in die Ferien oder heizt sie CO2-frei, reduziert sich dieser Betrag.»
«Das revidierte CO2-Gesetz belohnt klimafreundliches Verhalten: Wer wenig klimaschädliches CO2 verursacht, profitiert finanziell. Wer viel verursacht, bezahlt mehr.»
In diesem Zusammenhang ist auch folgende Überlegung interessant: das Bundesamt geht davon aus, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor im Jahr 2030 nur noch halb so viel Treibstoff pro Kilometer verbrauchen wie heute. Auch wenn das Benzin dann 12 Rappen pro Liter teurer wäre, würde immer noch eine Netto-Einsparung resultieren. Wer beim Autokauf nicht auf Sparsamkeit achtet, bezahlt mehr. Es kommt also auch auf die Eigenverantwortung an.
Die detaillierte Berechnung, die alle zugrunde liegenden Parameter transparent auflistet – im Gegensatz zur umstrittenen Berechnung der Gegner des CO2-Gesetzes – kann man hier nachlesen oder als Faktenblatt herunterladen:
*(Für die Nicht-Schweizer: in der Schweiz stimmen wir am 13. Juni über ein revidiertes CO2-Gesetz ab, das nach jahrelangem, hartem Ringen um einen Kompromiss vom Parlament mit grosser Mehrheit angenommen wurde. Nichtsdestotrotz hat die Erdöllobby dagegen das Referendum ergriffen. In der Schweiz genügen 50’000 Unterschriften, damit das Volk über ein Gesetz abstimmen muss, bevor es in Kraft treten kann.)